Thomas Mann
Werke
Der Wille zum Glück
Inhalt
Die Erzählung „Der Wille zum Glück“ wurde erstmals 1896 im Simplicissimus veröffentlicht und zählt zu Thomas Manns frühen Werken. Im Mittelpunkt steht der herzkranke Paolo Hofmann, ein Jugendfreund des Erzählers. Paolo verliebt sich in die bildschöne, reiche Baronesse Ada von Stein, doch ihr Vater verweigert ihm die Hand seiner Tochter, da er auf ihr dauerhaftes Glück bedacht ist.
Paolo verlässt daraufhin München und verschwindet für fünf Jahre. Als der Erzähler ihn in Rom zufällig wiedersieht, kann er endlich Adas Nachricht überbringen: Sie wird niemals einem anderen Mann ihr Jawort geben. Kurz darauf erhält Paolo einen Brief vom Baron von Stein, der seinen Entschluss zurücknimmt. Paolo und der Erzähler verbringen noch einige Tage in Rom, bevor Paolo abreisen will. Ein letzter Besuch am Trevi-Brunnen endet symbolträchtig: Das Glas, aus dem Paolo trinken will, zerspringt am Brunnenrand.
Der Erzähler berichtet abschließend, dass Paolo in der Hochzeitsnacht stirbt. Sein starker Wille, das ersehnte Glück zu erleben, hatte ihn so lange am Leben gehalten, doch die Vereinigung des Kranken mit der Gesunden wurde ihm schließlich zum Verhängnis.
Interpretation
„Der Wille zum Glück“ ist ein frühes Beispiel für Thomas Manns Auseinandersetzung mit dem Thema der „unmöglichen“ Liebe, die in seinen späteren Werken häufiger wiederkehrt. Paolo Hofmanns Schicksal verdeutlicht den Konflikt zwischen Sehnsucht und den körperlichen Grenzen des Menschen. Der Moment am Trevi-Brunnen, bei dem das Glas zerspringt, symbolisiert das Scheitern des Glücks im entscheidenden Moment.
Thomas Mann nutzt Paolo Hofmanns Figur, um die Fragilität des Lebens und den Wunsch nach Vollkommenheit darzustellen. Der Drang, die ersehnte Vereinigung zu erzwingen, führt Paolo in den Tod. Auch die Rolle der Baronesse Ada von Stein zeigt eine Ambivalenz: Ihr Versprechen scheint sowohl romantisch als auch destruktiv zu sein.
Symbolische Motive wie der Trevi-Brunnen verdeutlichen die Unvereinbarkeit von Wunsch und Realität, während das wiederkehrende Motiv der tödlichen Liebe Thomas Manns spätere Werke wie „Der kleine Herr Friedemann“ und „Tod in Venedig“ vorwegnimmt.
Sprachliche und stilistische Mittel
Die Erzählung zeichnet sich durch eine präzise und symbolträchtige Sprache aus. Thomas Mann verwendet:
- Symbolik: Der Trevi-Brunnen und das zerbrochene Glas stehen für das Scheitern der Erfüllung und die Unmöglichkeit dauerhaften Glücks.
- Kontrast: Die Schönheit und Gesundheit Adas stehen im Gegensatz zu Paolos Krankheit und Vergänglichkeit.
- Atmosphärische Beschreibung: Die melancholische und zugleich schöne Darstellung Roms spiegelt die Stimmung der Erzählung wider.
- Erzählperspektive: Der Ich-Erzähler bietet eine subjektive, reflektierende Sichtweise auf Paolos Schicksal.
In „Der Wille zum Glück“ zeigt sich Thomas Manns Talent, große Themen wie Vergänglichkeit, Sehnsucht und das Scheitern des Lebensglücks in einer symbolischen und bildhaften Erzählweise darzustellen.
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